Alle 48 Auszubildende aus dem zweiten Ausbildungsjahr tauschten für zwei Wochen ihren Arbeitsplatz an der Werkbank mit einem in einer sozialen Einrichtung der Stadt.
Lena-Marie Häreth half beispielsweise in der Integrationskita
“Kinderglück” bei der Betreuung der Ein- bis Dreijährigen mit.
Trotz der unterschiedlichen Einsatzorte waren sich hinterher alle einig, dass es eine tolle Erfahrung war und sie nun noch größere Hochachtung gegenüber dem Personal, sei es im Krankenhaus, in den Kita‘s oder Horteinrichtungen, im Altenheim oder Behinderten empfinden. So manch einer hat sich den Tagesablauf in den sozialen Einrichtungen nicht so vorgestellt, wie sie ihn erlebt haben. Die anfänglichen Vorbehalte beim Umgang mit Älteren, körperlich Beeinträchtigten oder den Kindern fielen oft schlechter aus, als sich die Situation letztendlich darstellte. Schließlich kam auch der Spaß nicht zu kurz und vor allem das direkte Feedback motivierte die Jugendlichen, am ungewohnten Arbeitsplatz ihr Bestes zu geben. Und dass sie das mit Bravour meisterten, bestätigten alle Einrichtungen in ihren Abschlusseinschätzungen.
Herausforderungen
Sicher, kaum einer der Azubis würde seinen gewählten Beruf mit dem Pfleger-
oder Erzieherberuf auf Dauer tauschen wollen, doch die Einblicke in die unterschiedlichsten Bereiche waren eine echte Herausforderung.
Die meisten hatten vorher keine direkten Kontakte weder zu Älteren und kleinen Kindern, noch zu körperlich schwer
beeinträchtigten Menschen. Der Umgang mit den Patienten oder Klienten war zwar anfangs etwas zurückhaltend, doch
mit der Zeit wich die Scheu dem geregelten Tagesablauf. Das betonten auch die fünf Azubis aus dem Städtischen Altenheim
während ihrer Abschlusspräsentation. Ein Sportfest und eine Gesprächsrunde zu ArcelorMittal erforderte besondere
Eigeninitiative. Deshalb konnte ihre Betreuerin, die Ergotherapeutin Judith Opitz, sie auch nicht genug loben: „Sie
waren einfach Klasse. Und auch die Bewohner erinnern sich an viele herzliche Momente.“
Erfahrungen
Insgesamt empfanden es alle Jugendlichen als eine tolle Erfahrung, hinter die Kulissen
dieser Einrichtungen zu schauen und mit anzupacken, um das sehr beanspruchte Personal, wenn auch nur für einen kurzen
Zeitraum, zu unterstützen. Immer wieder betonten sie das „respektvolle Miteinander“ sowohl der Nutzer der
Einrichtungen als auch das gute Arbeitsklima unter den Betreuern und Pflegern. Das, was sie während des Projektes „Soziales
Lernen“ kennen lernten, war eine Erfahrung für das weitere Leben, für die spätere Rolle als Elternteil
oder für eine familiäre Situation, die durchaus für viele denkbar wäre. Hier schon einmal wesentliche
Handgriffe ausgeübt oder Konfrontationen ausgesetzt zu sein, prägt und erweitert die sozialen Kompetenzen.
Ähnliches
berichteten auch Johnny-Lee Gerlach, Erik Persicke, Benjamin Schalow, Lukas Prautsch und Leonard Weber, die im Krankenhaus
auf Stationen der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Geriatrie arbeiteten. Auch was sie erlebten, war zwar sehr ungewohnt,
jedoch mit vielen Emotionen verbunden - positive wie auch negative. Für alle ist fast unvorstellbar, was das Personal
tagein tagaus physisch und psychisch leistet.
Ein Höhepunkt des vierzehntägigen Einsatzes war die Gelegenheit,
einen Rettungswagen mal von innen zu betrachten. Ein Rettungssanitäter erklärte ihnen die Möglichkeiten und
medizinische-technische Ausstattung für die Versorgung, Überwachung und den Transport von Notfallpatienten.